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"PKW im Wasser"

Geschrieben am 31. Mai 2023.

Wolfgang Deinböck von der Ortsgruppe Tengling-Törring war im vergangenen Jahr als SEG-Füher bei einem schweren Unglück im Einsatz. Ein Pkw mitsamt den Insassen, eine dreiköpfige Familie, verunglückte in der Salzach. Über den Einsatz,  Sorgen um seine Mannschaft und ein hilfreiches Einsatzmittel.

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Wann war der Einsatz?
Am 20.02.2022 wurde meine SEG um 17:11 Uhr von der ILS Traunstein mit dem Stichwort „Wassernot 4; Pkw im Wasser“ alarmiert.

Wie denkst du daran zurück?
Der Einsatz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Ich denke, so etwas werden wir hier in den  nächsten 20 Jahren nicht mehr erleben. Das war eine mächtige Hausnummer mit sehr vielen  Einsatzmitteln.

War gleich von Anfang an klar, dass Personen im Auto waren?
Nein, durch Augenzeugen wurde aber schnell klar, dass sich Personen darin befanden. Der Europasteg in Laufen ist beliebt bei Spaziergängern.

Was war deine Aufgabe als SEG-Führer?
Meine SEG aus Tengling-Törring war mit zwei Fahrzeugen – eines mit Boot, Fließwasserrettern und Tauchern, das andere mit Rettungsjetski – und 15 Rettern vor Ort. Ich koordinierte meine Mannschaft  und hielt Kontakt zum Einsatzleiter Matthias Scharf, der mir Aufträge zuteilte. Wir sollten den Fluss in  Fridolfing nach dem Pkw absuchen. Durch die Strömung wurde er ca. 500 Meter abgetrieben. Die Feuerwehr hat ihn lokalisiert. Nachdem der Pkw durch Wasserretter angeschlagen werden konnte und  von der Feuerwehr mit einer Seilwinde ans Ufer gezogen wurde, kamen drei leblose Personen und ein  leerer Kindersitz zum Vorschein. Lang war unklar, ob wir nach drei oder vier Personen suchen. Die  Polizei gab dann aber Entwarnung.

Zusammenarbeit ist alles – welche Organisationen waren im Einsatz?
Vier Schnelleinsatzgruppen der Wasserwacht, Polizei, Feuerwehr, Kriseninterventionsteam, Sanitätseinsatzleitung, Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung, Hubschrauber sowie österreichische Einheiten. Die Zusammenarbeit lief sehr gut. Mit ein Grund dafür ist, dass viele von uns  in mehreren Organisationen tätig sind und wir uns gut in den anderen hineinversetzen können.

Ihr wart lange im Einsatz – von Alarmierung bis Einsatzende vergingen für euch fünf Stunden.
Wir waren zügig mit dem Jetski im Wasser. In meinen Augen ist es sehr schnell gelaufen, wir hatten  immerhin 16 km Anfahrtsweg. Für uns war es um 22 Uhr zu Ende.

Nach der Rettung wurden die  Personen reanimiert, leider erfolglos. Hattest du zu Beginn die Hoffnung, lebende Personen zu bergen?
Für uns war das mit einem üblen Beigeschmack verbunden. Wir gehen immer von einer Rettung aus und  theoretisch hätte der Pkw auf einer Sandbank stranden können. Das Szenario hätte dann einen  anderen Verlauf genommen. Wenn man sich aber die Umstände vor Augen führt, muss man auch  realistisch an Einsätze herangehen. Es war ein Februar-Abend, der Fluss hatte 6 °C und jeder mit einer  Sanitätsausbildung weiß, dass man diese Temperaturen im Wasser nicht lange aushält. Selbst für uns in  PSA bzw. Neopren war es klirrend kalt.

Wie hast du dich während des Einsatzes gefühlt?
Mich hat das nicht kalt gelassen, aber gleichzeitig war ich angespannt, weil meine Einsatzkräfte im  Wasser waren. Die Salzach kann unberechenbar werden. Für mich steht Eigenschutz an oberster Stelle   und dass jeder unbeschadet zurückkommt. Erst wenn wir alle wohlbehalten zu Hause sind, kann ich durchatmen.

Als Einsatzmittel habt ihr auch einen Jetski genutzt, was sind die Vorteile?
Die Salzach kann sehr tückisch sein. Sie führt viel Unrat und ist mal höher, mal tiefer. Hier mit unserem  Schlauchboot mit 15-PS-Außenborder gegen die Strömung zu fahren, ist unmöglich! Der Jetski hingegen  arbeitet mit einem Wasserstrahl, ist kompakt, bis zu 90 km/h schnell und flexibel einsetzbar. Außerdem  hat er fast keinen Tiefgang, wie er bei einem Schraubenboot nötig ist. Auch die Sicherheit gegenüber der zu rettenden Person ist höher, weil wir näher heranfahren können. Die 90 km/h nutzen wir aber nur  dann, wenn es die Situation erlaubt. Uns steht hier zusätzlich noch ein „Down Scan Sonar” mit  Tiefenmesser und Alarm zur Verfügung. Durch die GPS-Aufzeichnung sichern wir uns auch für den  Rückweg ab. Aufgrund des speziell angefertigten Hängers sowie seines Gewichts können wir den Jetski  nahezu überall wassern.