Hochwasser und Starkregen
Das Elbhochwasser hat uns in der vergangenen AQUA beschäftigt. Im zweiten Teil der Hochwasser-Serie soll es um die Unterscheidung zwischen Starkregen oder Sturzfluten und Hochwasser gehen. Vorbereitet ist die Wasserwacht für alle Fälle.
Fragt man Stefan Mendl, stellvertretender Technischer Leiter, was Starkregen für die Wasserwacht bedeutet, ist seine Antwort klar: „Wir können uns nur rudimentär kurz vor Eintreten des Starkregens vorbereiten. Das liegt in der Natur der Sache. Strategisch und taktisch muss man die Weichen weit vorab stellen, damit im Ernstfall unsere Einsatzkräfte entsprechend schnell handeln können.“ Das heißt, wenn eine Starkregen-Warnung kommt, finden etablierte und ausgearbei- tete Konzepte der Wasserwacht Anwendung, sodass alle Rädchen der Wasserrettung ineinandergreifen können. Im Gegensatz dazu ist eine Hochwasserlage länger vorhersehbar – es regnet über mehrere Tage, die Pegel steigen. „Bereit ist die Wasserwacht immer, sowohl für Starkregen als auch für Hochwasser“, betont Mendl. „Nur die Zeitspanne ist bei Starkregen deutlich kürzer.“ Eine Zeitspanne, in der viel passieren kann und muss. Schnelleinsatzgruppen bereiten sich vor, je nach Ausmaß auch überörtliche Einheiten wie die Wasserrettungszüge oder die „Air Rescue Specialists“. Die Alarmbereitschaft reicht von der Kontrolle der Einsatzmittel über den Voralarm bis hin zur Besetzung der Wache, um jederzeit bereit zu sein. Dennoch gibt es auch im Einsatz Situationen, in denen Einsatzkräfte aus Eigenschutz nicht agieren können. „Bei großen Wassermengen oder hohen Strömungsgeschwindigkeiten ist die Rettung zu Wasser teilweise nicht mehr möglich, dann kommen unsere Air Rescue Specialists über die Rettungswinde am Hubschrauber zum Einsatz“, erklärt Stefan Mendl. „Die Air Rescue Specialists wurden von der Wasserwacht Bayern vor 20 Jahren ins Leben gerufen und haben sich seitdem bei zahlreichen Einsatzlagen bewährt.“ Dennoch betont Mendl, dass eine Evakuierung und Rettung nach Möglichkeit mit Rettungsbooten am sichersten ist, da ein Boot mehr Stabilität bietet als eine Rettungswinde und mehr Personen transportieren kann.
Während Starkregenereignisse vermehrt im Sommer auftreten, ist Hochwasser das ganze Jahr über möglich. „Bisher hatten wir zu jeder Jahreszeit Hochwasser, nur im September kam es noch nicht vor. Das bedeutet aber nicht, dass es dann nicht auch möglich wäre“, so Stefan Mendl. Die Gründe für Hochwasser sind ebenso vielfältig: Schneeschmelze im Frühjahr oder lang anhaltender Regen im Sommer beispielsweise. Ein Phänomen, mit dem die Wasserwacht in den letzten Jahren immer häufiger konfrontiert wurde, ist Starkregen. Er tritt meist lokal und punktuell auf, vor allem im Sommer. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, daher kann es zu mehr Regen kommen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht Warnungen zu Starkregen in drei Stufen aus: markante Wetterwarnung (Regenmengen von 15 bis 25 l/m² in einer Stunde oder 20 bis 35 l/m² in sechs Stunden), Unwetterwarnung (Regenmengen von über 25 bis 40 l/m² in einer Stunde oder über 35 l/m² bis 60 l/m² in sechs Stunden) und Warnung bei extremem Unwetter (Regenmengen von über 40 l/m² in einer Stunde oder über 60 l/m² in sechs Stunden). Für jeden Fall gerüstet: die Wasserwacht Bayern. „Ohne die hohe Motivation und das Engagement unserer Einsatzkräfte wären wir als Wasserwacht nicht in der Lage, solchen Einsätzen wirksam zu begegnen. Hierfür bedanke ich mich bei allen Einsatzkräften“, so Mendl abschließend.