Mit Sicherheit am Wasser: Über die Arbeit der AG „Schwimmen und Rettungsschwimmen“
Schwimmen und Rettungsschwimmen – die wohl klassischsten Kernbereiche der Wasserwacht. Auf der einen Seite stehen die Schwimmkurse, welche unsere zahlreichen Ausbilder*innen durchführen und hiermit bereits präventiv viele Ertrinkungsunfälle verhindern. Denn wer schwimmen kann, reduziert das Risiko, zu ertrinken, um ein Vielfaches.
Auf der anderen Seite der Grundaufgaben der Wasserwacht finden wir eben genau dieses Szenario: Eine Person droht zu ertrinken. Hier kommen unsere Rettungsschwimmer*innen ins Spiel, die viele Stunden in ihre Ausbildung investiert haben – eine der Ausbildungen, die von den Mitgliedern der „Arbeitsgruppe Schwimmen und Rettungsschwimmen“ (AG S+R) der Wasserwacht Bayern mitgestaltet und regelmäßig auf Herz und Nieren geprüft wird. Gleichermaßen verhält es sich mit den Richtlinien für diese Bereiche. Insgesamt fallen folgende Ausbildungen unter diesen Arbeitsgruppen-Bereich:
• Seepferdchen
• Schwimmabzeichen
• Ret tungsschwimmabzeichen
• Schnorchelabzeichen
• Rettungsschwimmer*innen im Wasserrettungsdienst
• Ausbilder*innen Schwimmen und Rettungsschwimmen.
In einigen Themen und Ausbildungen findet natürlich eine enge Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsgruppen stat t, z. B. AG Wasserretter und AG Bootsdienst. Frank Herberger leitet die AG S+R. Er ist selbst Ausbilder Schwimmen und Rettungsschwimmen. „Die Schwimmausbildung macht mir am meisten Spaß. Insbesondere, wenn anfangs ängstliche Kinder nach dem Kurs gerne schwimmen“, erzählt er. Die AG S+R trif ft sich monatlich. Die Ausarbeitung von Unterlagen beschränkt sich jedoch meist auf Frühling, Herbst und Winter. „Denn im Sommer sind wir alle eher am oder im Wasser zu finden“, sagt Herberger mit einem Grinsen auf den Lippen.
Die Leidenschaft für das Wasser und alles, was damit zusammenhängt, bringen alle Mitglieder der Wasserwacht mit, so auch die Mitglieder der AG S+R, welche aus allen Bezirksverbänden kommen. Alle sind sie sehr dankbar, dass die Veränderungen der letzten Jahre so gut angenommen und umgesetzt wurden. Letztendlich kommt es auf die Umsetzung der Kreiswasserwachten und Ortsgruppen an.
Die AG S+R erarbeitet fachliche Vorschläge, die dann von der Technischen Kommission und der Landesleitung freigegeben werden. Im Jahr 2021 waren dies die Durchführungsverordnung sowie die Rahmenlehrpläne und Ausbildungsunterlagen für die neue Qualifikation „Ausbildungsassistent*in Schwimmen und Rettungsschwimmen“, welche teils auch auf Bundesebene genutzt werden. Die Bezirkslehrgruppe Schwaben hat te zu Beginn dafür bereits eine erste Version der Teilnehmerunterlagen vorgelegt, auf deren Basis die Ausbildungsunterlagen erweitert wurden. Zusammen mit der Landesjugendleitung wurden Rahmenbedingungen zur Anerkennung von Ausbildungsassistent*innen für ausgebildete Gruppenleiter*innen mit entsprechender „Zusatzqualifikation für Leitungskräfte in der Jugendarbeit der Wasserwacht“ ab November 2022 geschaffen.
Rettungsschwimmen
Für die Zukunft steht für die AG S+R die zeitgemäße Ausbildung auf der Agenda. Dazu zählt die Digitalisierung der theoretischen Inhalte des Deutschen Rettungsschwimmabzeichens und des DRK- Schnorchelabzeichens. Die AG S+R arbeitet hierbei auf Bundesebene intensiv mit den Bundesausbildern zusammen. Natürlich kann man diese Abzeichen nicht gänzlich digitalisieren, jedoch sollen theoretische Inhalte zum großen Teil online abgebildet werden. Jeder und jede soll zukünftig die Unterlagen im Selbststudium durcharbeiten können. Das Konzept ist ähnlich zu bereits verfügbaren Lehrvideos im Lerncampus aufgebaut – mit interaktiven Videos und Quiz. Auch einige Inhalte für Ausbildungsassistent*innen sollen digitalisiert werden. „Es machen sich viele Köpfe Gedanken. Wir pflegen einen intensiven Austausch mit den Bezirksausbilder*innen, damit die Ausbildungsunterlagen für die Ausbilder*innen der Bezirkslehrgruppen auch umsetzbar und umfänglich fachlich geprüft sind. Mit den Ausbildungsunterlagen tragen wir viel Verantwortung“, erläutert Herberger. Da sie später für alle in der Wasserwacht gelten, müssen sie durchdacht, fachlich korrekt sein und dem Zeitgeist entsprechen. Dafür arbeitet die AG S+R u. a. mit den Bezirkslehrgruppen zusammen – Teamwork ist immer die Devise. Für die Ausbildung mit dem SUP Board (Stand-Up Paddle Board) steht ebenfalls eine Anleitung auf der To-do-Liste.
Ein Thema, das beim Workshop der AG S+R aufkam, sind die Befreiungsgrif fe, die Teil des DRSA Silber und Gold sind. Sie können helfen, wenn man sich aus dem Klammergriff einer ertrinkenden Person befreien muss. Einerseits können sie lebensrettend sein, aber nur dann, wenn sie korrekt angewandt werden. Andererseits sollte es nie so weit kommen, dass man sich aus einer solchen Situation befreien muss. Einer ertrinkenden Person sollte man immer einen Gegenstand reichen. Trotzdem gut, wenn man sich dann zu helfen weiß.
Schwimmen
Um genau solche Situationen von Grund auf zu verhindern, müssen so viele Menschen wie möglich schwimmen lernen. Die allermeisten Kinder in Bayern und Deutschland fangen dabei mit dem Brustschwimmen an. Denn den Kopf beim Kraulschwimmen unter Wasser zu halten, ist für viele Kinder am Anfang das größte Hindernis. Aber im Schwimmsport gibt es immer wieder neue Erkenntnisse in Bezug auf Trainingslehre und Technik. Deshalb arbeitet die AG S+R auch an einer neuen Instruktion für eine alternative methodische Reihe für das Erlernen des Kraulschwimmens. Dabei wird ein biomechanischer Ansatz verfolgt, der sich darauf konzentriert, wie man sich im Wasser bewegt. Das nasse Element tritt mehr in den Vordergrund bei der Schwimmausbildung. „Nicht nur die Technik erlernen, sondern das Element Wasser besser kennenlernen“, sagt Herberger.
Damit das für alle Kinder gelingt, auch denjenigen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, wird es im Februar eine weitere Fortbildung auf Landesebene für Schwimmausbilder*innen für Menschen mit Beeinträchtigungen geben. Welche Vorbereitungen muss ich treffen? Wie gehe ich mit welcher Beeinträchtigung um? Wie viele Ausbilder* innen werden zusätzlich benötigt und welche Grenzen gibtes? Inklusion im Schwimm- und Rettungsschwimmunterricht ist eines der großen Ziele der Wasserwacht Bayern. Die AG S+R versucht hier, die Ausbilder*innen mit Ideen und Informationen zu unterstützen und rechtliche Rahmenbedingungen zu erklären oder auf Bundesebene einzufordern.
Ein Angebot, das viel Potenzial birgt, aber für das es derzeit keine Fortbildung gibt, ist die Aqua-Gymnastik. „Damit können Ortsgruppen ihr Portfolio erweitern. Es ist eine schöne Alternative zum Schwimmsport und wir würden damit neue Zielgruppen ansprechen – Aqua-Gymnastik ist für Jung und Alt“, bekräftigt Frank Herberger. Spaß macht es noch dazu. Die AG S+R beschäftigt sich dazu mit Lehrunterlagen, rechtlichen Anforderungen und verbandlichen Strukturen, die notwendig sind, damit dieses Angebot wieder aufgegriffen werden kann. „Die Bereiche Schwimmen und Rettungsschwimmen sind in unserer Jugendarbeit essenziell und der Einstieg und die Motivation für Kinder und Jugendliche, welche unsere zukünftigen Mitglieder in den Wasserwachten vor Ort und damit auch die gesamte Wasserwacht Bayern ausmachen“, erzählt Frank Herberger weiter. „Die meisten Mitglieder gewinnen wir durch Schwimmkurse.“ Noch ein Grund mehr, schwimmen zu lernen – um sich für ein Ehrenamt bei der Wasserwacht Bayern zu begeistern.
Landesstelle für den Schulsport
Schwimmen zu lernen ist aber nicht nur Aufgabe der Wasserwacht. Eltern und Lehrkräfte spielen ebenso eine Rolle. Hier greift die Landesstelle für den Schulsport (LASPO) , mit der die Ansprechpartner des Öffentlichen Dienstes der Bezirkslehrgruppen und das Lehrteam für den/die Ausbilder*in Rettungsschwimmen im Öffentlichen Dienst der Wasserwacht Bayern tatkräftig zusammenarbeiten. Die AG S+R unterstützt diese mit Informationen und Lehrunterlagen und dient als Schnittstelle zur Technischen Kommission.
Die LASPO gehört zum Bayerischen Landesamt für Schule in Gunzenhausen und ist zuständig für den Schulsport. Dazu gehören unter anderem auch die Lehrerbildung im Sport und die Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen. Sie führt schulartübergreifend Angebote für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften durch. Dazu zählt auch der Erwerb des Ausbilderscheins Rettungsschwimmen. Er befähigt Lehrer*innen, Ret tungsschwimmer* innen für den Schulunterricht auszubilden. Natürlich auch bei der Wasserwacht. Eine Win-win-Situation, auch für die Schüler*innen. Die neuen Lehrscheininhaber*innen sind primär im Bereich Schule tätig, können aber durch eine Mitgliedschaft in der Wasserwacht auch in den Ortsgruppen die deutschen Rettungsschwimmabzeichen ausbilden und abnehmen. Zumal die Berufsgruppe auch neues pädagogisches und fachliches Wissen zur zeitgemäßen Ausbildung von Kindern mitbringt. Die Ausbildung entspricht der Stufe 1 der Wasserwacht und wird zusammen mit der DLRG durchgeführt. Im Rahmen der Lehrerfortbildung werden auch Ret tungsschwimmkurse für Lehrkräfte angeboten.
Vom Schwimmkurs über die Rettungsschwimmausbildung in der Wasserwacht sowie der Unterstützung bei der Zusammenarbeit im Öffentlichen Dienst ist das Aufgabenspektrum der AG Schwimmen und Rettungsschwimmen breit gestreut. Ein Ziel vereint alle Bereiche: Schwimmen können rettet Leben. „Jeder gute Schwimmer da draußen verringert die Anzahl an potenziellen Ertrinkungsunfällen. Von daher ist Schwimmen lernen das beste Rettungsschwimmen“, resümiert Frank Herberger. „Es ist ein essenzieller Beitrag, den wir leisten können.“